„Bevor ich die Ausbildung gemacht habe, konnte ich mir unter dem Beruf nicht so viel vorstellen“, erinnert sich die 21-Jährige. „Ich dachte, da geht es hauptsächlich um Bandagen. Dabei ist es tatsächlich eine coole Mischung aus Handwerk, Mensch und Technik! Weil mein Papa Tischler ist, habe ich schon als Kind viel Handwerkliches gemacht und mich darin ausprobieren können. Aber einen rein handwerklichen Beruf hätte ich mir nicht vorstellen können. Da hätte mir das Soziale mit den Menschen gefehlt.“ Besonders die Arbeit mit Kindern findet Annabell spannend, weil sie bei ihnen mit den richtigen Orthesen noch ammeisten helfen und korrigieren kann, sodass die Kleinen irgendwann vielleicht ganz ohne Hilfsmittel laufen können. „Zu den Kindern baut man schon ein bisschen eine Beziehung auf, weil sie so schnell wachsen und deswegen regelmäßig neue Hilfsmittel brauchen“, sagt sie. Generell kommen die Orthopädiemechaniker ihren Patienten bei der Arbeit sehr nah – körperlich und auf menschlicher Ebene, da sie ihre Krankheitsgeschichte mitbekommen. „Es sind einfach schöne Momente, wenn man den Kunden glücklich gemacht hat und er dann sagt, dass es gut passt, er damit ohne Probleme laufen kann und auch keine Schmerzen mehr hat“, beschreibt Annabell, was sie an ihrem Beruf neben dem Bauen der Hilfsmittel am schönsten findet. Gleichzeitig sieht man in ihrem Beruf manchmal aber auch Sachen, für die man nicht zu empfindlich sein sollte, wie zum Beispiel offene Wunden an den Stümpfen. WiYou . Wirtschaft und Du . Ausgabe 6-2023 Fotos: Sandra Böhm Berufe für die Gesundheit 19 kurz & knapp OrthopädietechnikMechaniker (m/w/d) Orthesen wie diese fertigt Annabell für jeden Patienten individuell an. „Die Grundlage für unseren Beruf ist natürlich, dass wir verstehen, wo am menschlichen Körper die Muskeln, Knochen und Sehnen verlaufen und wo Knochenvorsprünge sind. Dadurch wissen wir erst, wo kein Druck draufkommen darf oder wo eine Orthese fester gestaltet werden kann, damit sie zum Beispiel am Bein gut anliegt und dort hält“, erläutert Annabell. Das lernen die Auszubildenden ausführlich in der Berufsschule in Gotha. Dort ist der Anatomieunterricht so aufgebaut, dass sie sich von unten nach oben thematisch durcharbeiten. Begonnen mit den Füßen, ist Annabells Klasse gerade an der Hüfte angekommen. Später folgen noch Schulter, Arme und Wirbelsäule. „Durch das Anatomiewissen, das man auswendig lernen und anwenden können muss, ist es schon eine anspruchsvolle Ausbildung“, so Annabell. Gerade frisch gelerntes wendet sie manchmal auch auf ihre Familie an. „Wir lernen zum Beispiel viel über die Fußgesundheit und wie man optimal läuft. Da schaue ich jetzt schon automatisch, wie die anderen laufen und ob jemand eine Fehlstellung hat.“ (sa) Orthopädietechnik-Mechaniker fertigen für ihre Patienten individuell angepasste Prothesen und Orthesen an. Ausbildungsdauer: 3 Jahre
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